Die lauten Nachbarn

Der Mama-Blog aus Salzburg

Schlagwort: Mutterrolle

Mama beim Lesen

Der Kreislauf des schlechten Gewissens

Derzeit befinde ich mich wieder in einer richtig blöden Spirale, die bestimmt viele von Euch kennen – ich nenne das den Kreislauf des schlechten Gewissens. Besonders häufig tritt diese “Krankheit” bei Müttern – aber auch allgemein bei Frauen – auf. Egal für welchen Lebensweg wir Frauen uns entscheiden – die Gesellschaft, die Familie, die Freunde, aber vor allem wir selbst zweifeln immer wieder daran, ob dies die richtige Entscheidung war und versuchen uns ständig zu verbessern.

Die Frau und vor allem die Supermama von heute muss ja einfach ALLES schaffen. Es reicht auf gar keinen Fall aus ein paar Kinder groß zu ziehen. So nebenbei sollte man schon noch Einiges leisten. An erster Stelle (nach den Kindern) steht natürlich die Karriere. Das Heimchen am Herd will ja niemand sehen – also heißt es – ran an den Job. Jetzt aber folgt die Crux an dem Ganzen: Man darf sich keine Hilfe für die Kinder holen. Steckt man nämlich die Kinder in eine Betreuungseinrichtung ist man eine karrieregeile Rabenmutter, die die Aufgaben der Erziehung aus Faulheit oder Feigheit an andere übergibt. Schon jetzt – nach diesen zwei “klitzekleinen” Aufgaben gerät man in den unvermeidlichen Kreislauf. Das schlechte Gewissen nagt an einem. Es nagt, wenn man in der Küche steht und für die Kinder und den Mann kocht. Man hat doch studiert, man hatte doch Ambitionen. Das geht doch nicht, dass man jetzt jahrelang das Hausmütterchen spielt. Es nagt aber auch, wenn man abends am PC sitzt und arbeitet, obwohl man doch noch eine andere Aufgabe hätte – nämlich die Beziehung zu pflegen. (Übrigens der nächste Punkt, der uns oft stresst und somit noch mehr schlechtes Gewissen erzeugt!). Es nagt, wenn man die Kinder zur Oma bringt, weil man sich beruflich selbst verwirklichen will. Kommt dann noch ein Kommentar aus dem Familienkreis oder gar dem Ehemann – ja dann ist das schlechte Gewissen perfekt. Jetzt ist es so weit – man schafft also nicht einmal diese Basisdinge im Leben einer Frau: Familie, Job, Beziehung!

Ostern

Tja und dann kommen ja noch viele andere Aufgaben dazu, die man heutzutage als vorbildliche Powerfrau noch so ganz nebenbei schaukelt: Man liest, lernt eine Sprache, ist ein Jetsetter, lernt oder spielt ein Instrument, geht ins Theater, ist topgestylt, immer frisch geschminkt, kocht immer gesund und holt natürlich alle Lebensmittel vom Bauernhof des Vertrauens (mit dem Rad wohlgemerkt – am Rückweg von der Yoga-Stunde), pflegt Freundschaften, arbeitet ehrenamtlich, putzt gerne und ohne zu meckern, und noch vieles mehr! Und schafft man all das nicht, dann muss man ja ein schlechtes Gewissen haben. Alle anderen schaffen das ja auch ganz locker. Oder haben die vielleicht doch alle Hilfe? Ha – das muss es sein. Die Nachbarin kann das doch unmöglich alles alleine schaffen. Die hat sicher eine Oma, die immer da ist. Und eine Putzfrau und ein Kindermädchen. Und schon geht das lustige Vergleichen los!! Und bei diesem  Vergleichen steht man IMMER schlecht vor sich selbst da, denn in Nachbars Garten ist das Gras ja bekanntlich immer grüner! Bei den anderen klappt eben alles und bei einem selbst scheinbar gar nichts.

Es ist wahnsinnig schwer aus diesem – uns scheinbar angeborenen – Konflikt mit uns selbst auszusteigen. Vielleicht haben die Herren der Schöpfung ja einen Tipp für uns. Ich kenne keinen einzigen Vater, der ein schlechtes Gewissen hat, weil er arbeiten geht oder weil er sich Zeit für sich selbst nimmt. Auch zweifeln die wenigsten Männer an sich selbst, weil sie kein Instrument erlernen oder lieber vier Stunden Dokus über LKW-Fahrer in Alaska ansehen statt einen Klassiker der Weltliteratur zu lesen.

Happy Mama

Einen Tipp habe ich allerdings, der mir ab und zu zumindest wieder ein bisschen hilft, wenn ich zu sehr an mir zweifle und das schlechte Gewissen zu sehr an mir nagt: Ich treffe mich mit einer RICHTIG guten Freundin. Auf keinen Fall mit der Supermom, die dem Elternverein vorsteht und mir in ihrer Villa vom Hausmädchen einen Chai Latte servieren lässt. Nein – die Sorte Freundin, die mir wirklich zuhört und die mir auch offen von ihren Problemen und Ängsten erzählt. In diesem Fall tut der Vergleich nämlich sogar gut, wenn wir dadurch erkennen, dass wir alle im selben Boot sitzen und jeder “sein Packerl zu tragen hat”!  Vielleicht sollten wir auch von unseren Kinder lernen und einfach mal das tun, worauf wir wirklich Lust haben und das ganz ohne schlechtem Gewissen. Leichter gesagt als getan – ich weiß das nur zu gut – fahre ich doch schon seit vielen Jahren Karussell in diesem Kreislauf, aber einen Versuch ist es doch wert. Vielleicht bekommen wir dadurch ein bisschen Leichtigkeit und Freude an unserem Tun zurück. Es ist unser Leben und nur wir haben es in der Hand glücklich und zufrieden zu sein.

Habt einen schönen Tag und helft einander indem ihr ehrlich zueinander seid und niemanden für seinen Lebensweg verurteilt. #nomombashing

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Mom at work

Leben und leben lassen – Gilt das für jeden?

“Leben und leben lassen” – jeder Mensch darf sein Leben so gestalten, wie er selbst es für richtig hält! Leider zählen diese Richtlinien meist nur für eine Seite in einer Diskussion. So leider auch beim Rollenbild der Frau.

Niemand würde sich je trauen kinderlose, selbst bestimmt lebende Karrierefrauen zu kritisieren oder gar lächerlich zu machen. Wieso auch – es ist ihr persönlicher Weg, der niemanden etwas angeht. Eine Mutter mit mehreren Kindern, die sich zumindest in den ersten Jahren selbst um ihren Nachwuchs kümmert und das Ganze auch noch – ACHTUNG – gerne macht, muss sich dagegen allerhand anhören.

In diesen Tagen musste ich einen Artikel auf einem – von mir eigentlich sehr geschätzten Salzburger Blog – lesen, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Vielleicht weil ich in wenigen Tagen mein viertes Kind erwarte und somit den Satz: “Sogar eine Hochzeit planen oder schwanger sein kann man, ohne jeden Tag darüber zu reden.” als sehr frech empfinde. Vielen Dank für diese professionelle Einschätzung meiner Situation! Und dann beschäftige ich mich lt. Artikel auch noch den ganzen Tag mit so sinnlosen Tätigkeiten wie meine Familie möglichst gesund zu ernähren und den Riesensaustall einer Großfamilie zu beseitigen. Das wirklich Schlimme daran ist aber offenbar, dass ich auch noch darüber spreche und schreibe und mich mit anderen Müttern darüber austausche und das obwohl ich damit nicht die Welt retten kann.

Rät mir die Verfasserin dieses Artikels doch dazu ein Haus zu kaufen, daraus ein Hotel zu machen und damit mindestens 10 Arbeitssuchenden einen Job zu verschaffen. Ja das wäre sinnvoll und die arme Autorin müsste nicht mehr erzürnt davon berichten, wie es die Frauen ihrer Generation immer mehr zurück an den Herd zieht. Mein Problem dabei – scheinbar ist die Dame von Beruf Tochter und kann locker lässig mit ihrem Erbe Gutes tun. Für einen Normalsterblichen ist nämlich schon Punkt 1 hier in Salzburg unmöglich: Ein Haus kaufen!!!! Dass ich nicht lache! Ohne fetter Erbschaft oder einem Lottogewinn ist der Traum hier nämlich schon wieder ausgeträumt.

Sollte ich aber trotz aller Widrigkeiten mein kleines Hotel eröffnen und mich ganz auf meine Karriere konzentrieren, wer macht denn dann meine “niedrigen” Tätigkeiten im Haushalt, hilft den Kindern bei der Hausübung, fährt sie von A nach B, wickelt, wäscht die Wäsche, putzt, kocht, tröstet, pflegt im Krankheitsfall, usw.? Man hat ja auch wirklich kaum etwas zu tun an so einem lächerlichen Hausfrauentag.

Natürlich maße ich mir nicht an, dass das Aufziehen von vier Menschen auch nur annähernd so edel und wertvoll wie die Marketingtätigkeit für Kosmetik oder Bier, welche die Autorin als Referenz für ihr gelungenes Leben angibt, ist. (Übrigens habe auch ich ein Journalistikstudium absolviert und in sehr namhaften Unternehmen und Medienbetrieben gearbeitet – tatsächlich bin ich noch immer bei einer sehr großen Firma angestellt – hätte mir aber nie eingebildet meine Ziele und Wertvorstellungen als bedeutender als die anderer darzustellen!)

Bei dem Wunsch nach einer Anzeige jedes Hasspostings auf Facebook könnte ich aber behilflich sein! Wohin kann ich mich wenden um dieses Hassposting gegen Mütter anzuzeigen?

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